Woody Guthrie

24.05.2017 09:55
avatar  Rika
#1 Woody Guthrie
avatar



Woodrow Wilson Guthrie, bekannter unter seinem Spitz- und Künstlernamen „Woody“ Guthrie (* 14. Juli 1912 in Okemah, Oklahoma; † 3. Oktober 1967 in New York) war ein US-amerikanischer Singer-Songwriter. Der politisch im gewerkschaftsnahen linken Spektrum aktive Lyriker und Balladenverfasser beeinflusste maßgeblich die US-amerikanische Folkmusik.

Woody Guthrie, von seinen Eltern nach dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten von 1912, Woodrow Wilson, benannt, wuchs zunächst in wohlsituierten Verhältnissen auf. Sein Vater Charley war Landspekulant und Lokalpolitiker, der jedoch sein ganzes Vermögen verlor. Guthries Kindheit und Jugend wurden dann von einer Reihe familiärer Tragödien überschattet. Seine Lieblingsschwester Clara zog sich lebensgefährliche Verbrennungen zu und verstarb innerhalb eines Tages. Auch sein Vater litt an schweren Brandverletzungen; man vermutet, Woody Guthries umnachtete Mutter Nora habe ihn mit Kerosin übergossen, als der Vater auf dem Sofa schlief. Er musste sich in Pflege begeben, während seine Mutter in eine Klinik eingewiesen wurde, weil sie sich schon länger merkwürdig verhielt. Sie litt an der damals noch kaum bekannten erblichen Nervenkrankheit Chorea Huntington, die zu psychischen wie auch zu motorischen Störungen führt und bis heute nicht heilbar ist. Bei seinem letzten Besuch im Krankenhaus erkannte sie ihren Sohn nicht wieder. Die Folgen der Krankheit sollten das ganze Leben Guthries bestimmen, der mit Mitte 30 selbst die ersten ernsthaften Symptome entwickelte und schließlich auch an der Erkrankung starb.

Guthrie zog mit 17 nach Pampa, Texas, zu seinem Vater, wo er sich mit kleinen Jobs durchschlug und Anstrengungen unternahm, die High School zu beenden. Er heiratete die Schwester seines Freundes Matt Jennings, mit dem er eine erste Band gegründet hatte. 1937 trampte er zum ersten Mal nach Kalifornien zu einer Tante, die zu der Zeit in Turlock wohnte, und meinte, er könnte dort Arbeit finden. Als ihm das nicht gelang, kehrte er für kurze Zeit nach Pampa zurück, wo seine Frau ihr zweites Kind erwartete, um dann nach Los Angeles zu gehen. In den ersten Jahren seiner Wanderschaft wurde das Land von der Great Depression, der nationalen Ausformung der Weltwirtschaftskrise, erschüttert. Guthrie verdingte sich unter anderem als Schildermaler, trat in Bars und Kneipen auf und spielte als Straßenmusiker. Gemeinsam mit seinem Cousin Leon "Oklahoma Jack" Guthrie fand er einen zunächst unbezahlten Job beim Radiosender KFVD, dessen inhaltlicher Schwerpunkt linke Talk-Sendungen waren. Sie spielten vor allem populäre Cowboy-Balladen, wobei Jack oft im Vordergrund stand. Er überließ den Sendeplatz aber bald einer gemeinsamen Bekannten namens Maxine Chrissman. Die Woody-and-Lefty-Lou-Show war Folk-orientierter und sozialkritischer und wurde bald sehr populär, vor allem unter den einfachen Menschen und den wie Guthrie und Chrissman aus den Great Plains Zugewanderten, die vor der ökologischen Katastrophe der Dust Bowl geflohen waren.

In den 1930er Jahren wurden Teile der USA zudem von einer jahrelangen Dürreperiode heimgesucht. Guthrie machte das Schicksal dieser als Okies bezeichneten Flüchtlinge zum Thema seiner Dust Bowl Ballads, die er 1940 aufnahm, nachdem er nach New York gegangen war. Diese Lieder brachten ihm den Titel eines Dust Bowl Balladeer ein und zählen zu den erfolgreichsten seiner 3001 Songs.

Bis zum New Deal beschränkte sich die Elektrizitätsversorgung auf die großen Städte, was nur für einige private Gesellschaften gewinnbringend war. Im Rahmen des staatlichen Programms der Bonneville Power Administration wurden dann die Staudämme des Columbia-Rivers erbaut, deren Turbinen die umliegenden Städte und Dörfer mit Elektrizität versorgten. Damit wurden Arbeitsplätze geschaffen und Armut abgebaut. Die Grand-Coulee-Talsperre lieferte später auch Strom an den Atombombenkomplex Manhattan-Projekt. Um das Elektrifizierungsprojekt bekannter zu machen und zu fördern, wurde unter anderem Woody Guthrie angeworben, der dessen Baustellen bereiste und die dabei entstandenen Lieder später veröffentlichte.

„Now the world holds seven wonders that the travelers always tell,
Some gardens and some towers, I guess you know them well.
But now the greatest wonder is in Uncle Sam’s fair land,
It’s the big Columbia River and the big Grand Coulee Dam. (…)“

Im Rahmen dieser Tätigkeit schrieb er 1941 in 27 Tagen ebenso viele Songs. Zitat Cisco Houston: „Woody ist ein Mann, der jeden Tag vor dem Frühstück zwei oder drei Balladen schreibt“. Neben Grand Coulee Dam entstand dort Pastures of Plenty, einer seiner bekanntesten Songs, und das Lied Roll On, Columbia, das heute eine der Hymnen des Staates Washington ist.

New York[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anfang 1940 kam Guthrie nach New York und machte mit dem Musikforscher Alan Lomax erste Tonaufnahmen für die Library of Congress; außerdem spielte er für das Plattenlabel RCA Victor seine Dust Bowl Ballads ein. Er nahm dafür Songs auf, die er bereits in seiner Zeit in Los Angeles geschrieben hatte, und schrieb zusätzlich einen Song namens Tom Joad mit Bezug auf John Steinbecks Roman Früchte des Zorns, der sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigte. Er lernte über den Schauspieler Will Geer, mit dem er sich in Los Angeles angefreundet hatte und auch in den Migrantencamps aufgetreten war, Pete Seeger kennen. Guthrie und Seeger, der zu jenen gehörte, die für die Verbreitung von Guthries Songs sorgen sollten, nachdem Guthrie nicht mehr auftreten konnte, sollten gute Freunde werden.

1941 wurde Guthrie Mitglied bei der Politfolk-Kommune The Almanac Singers, zu denen auch Pete Seeger und zeitweilig auch Sonny Terry und Brownie McGhee gehörten. Daneben schrieb er eine tägliche Kolumne für den Daily Worker, das offizielle Organ der Kommunistischen Partei, mit der er Zeit seines Lebens stark sympathisierte, der er aber nie beitrat. Er thematisierte in witzigen, bodenständigen Kolumnen die Sache der Arbeiterklasse, wies auf die Kluft zwischen Arm und Reich und die Notwendigkeit des Kampfs gegen Ausbeutung und Diskriminierung der Arbeiterschaft hin. 1943 erschien sein autobiographischer Roman Bound for Glory und wurde ein großer Erfolg.

1943 wurde Guthrie zum Militärdienst einberufen. Da er nicht mit der Waffe in der Hand dienen wollte, ging er freiwillig zur Handelsmarine. Zwischen seinen drei Einsätzen auf der wegen der deutschen U-Boot-Angriffe gefährlichen Nordatlantik-Route, die ihn u. a. nach Großbritannien, Italien und Nordafrika führten, nahm er zwölf Platten für Moses Aschs Folkways-Label auf, die meisten zusammen mit Cisco Houston und Sonny Terry.

Nach dem Krieg gründete Guthrie unter anderen mit Seeger die Folk-Musiker-Gewerkschaft „Peoples Songs“. Noch 1945 schuf er zur Erinnerung an die 1927 hingerichteten anarchistischen Arbeiter Sacco und Vanzetti den Zyklus Ballads of Sacco & Vanzetti, den er 1946/47 für Folkways aufnahm. Das Album wurde jedoch erst 1960 veröffentlicht, da Guthrie selbst mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Neben den elf Balladen Guthries wurde es mit der Vertonung von Sacco's Letter to Son (sinngemäß übersetzt: „Saccos Brief an seinen Sohn“) um einen Titel von Pete Seeger aus dem Jahr 1951 ergänzt.

Guthrie schrieb weiter an Songs, wurde aber durch seine Krankheit immer unzuverlässiger und schwieriger im Umgang. Das Wohnhaus in der Mermaid Street in Coney Island in New York, in dem Guthrie mit seiner zweiten Frau Marjory lebte, war ein Künstlertreffpunkt. Auf Anregung seiner Schwiegermutter Alisa Greenblatt, einer angesehenen jüdischen Dichterin und Aktivistin, schrieb er daneben auch Texte, die sich mit dem Leben der Juden beschäftigten.

Im Oktober 1933 heiratete Guthrie Mary Jennings, die damals erst 16 Jahre alt war. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Gwen und Sue, die wie Woody Guthrie und seine Mutter, an Chorea Huntington erkrankten, und Bill, der 1960 bei einem Autounfall starb. Die Eheleute trennten sich 1941 und wurden erst 1945 amtlich geschieden, da Mary Katholikin war.

Kurz darauf heiratete Guthrie Marjorie Mazia, die er schon seit 1942 kannte. Zusammen hatten sie vier Kinder, von denen Tochter Cathy noch im Kindesalter bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam. Der 1947 geborene Sohn Arlo wurde ebenfalls als Sänger bekannt. 1948 und 1950 folgten noch Joady Ben und Nora Lee.

1953, als er schon schwer von der Krankheit gezeichnet war, heiratete er Anneke Marshall, die eine Tochter zur Welt brachte. Lorina Lynn wurde von Pflegeeltern adoptiert und starb im Alter von 19 Jahren bei einem Autounfall.

Seit Anfang der 50er konnte Guthrie kaum noch als Musiker tätig sein. Die letzten Aufnahmen für Folkways Records von 1952 wurden aus Diskretion nicht mehr veröffentlicht, weil sie zu schlecht waren; kurz davor hatte er seine letzten kommerziellen Aufnahmen für Decca Records gemacht. Dann beeinträchtigte ihn die von seiner Mutter vererbte Nervenkrankheit Chorea Huntington so sehr, dass er zum Pflegefall und daraufhin 1956 zwangsweise ins Greystone Hospital eingewiesen wurde. Zuvor hatte er sich nach der endgültigen Diagnose auf Drängen seiner Frau selbst ins Brooklyn State Hospital eingewiesen. Am 3. Oktober 1967 starb er im New Yorker Stadtteil Queens in einer Spezialabteilung für Chorea-Huntington-Patienten, in die er zwei Jahre zuvor auf Initiative seiner ehemaligen Frau verlegt worden war.

Noch im Krankenhaus wurde ihm die offizielle Ehrung des „U.S. Department of the Interior’s Conservation Award“ zuteil: eine Station des Columbia Wasserkraftwerkprojektes wurde nach ihm benannt.
Guthrie beeinflusste die weitere Entwicklung der Folkmusik – „Ein Folksong handelt von Problemen und wie man sie löst“ – maßgeblich und ist heute eine US-amerikanische Ikone. Sein Werk umfasst rund eintausend Lieder, mehrere Bücher sowie unzählige Essays und andere Texte. Alan Lomax bezeichnete ihn als „den großartigsten Balladenschreiber, den Amerika jemals gekannt hat“, während Cisco Houston über seinen langjährigen Partner meinte: „Wenn du seine Lieder hörst, hörst du in Wirklichkeit Amerika singen“. Der US-amerikanische Musikexperte Bill C. Malone urteilt, dass es fast ausschließlich Guthries Wirkung war, die zum Aufblühen der New Yorker Protestfolkszene der frühen 1960er Jahre führte.

Bob Dylan besuchte „seinen letzten Helden“ am Krankenbett; später veröffentlichte er „Song to Woody“ auf seinem ersten Album Bob Dylan; zudem schrieb er auch das fünfseitige Gedicht Last Thoughts on Woody. Guthries Einfluss reicht bis in die zeitgenössische Singer/Songwriter- und Folkmusikszene. Phil Ochs war wahrscheinlich derjenige aus der politischen Folkmusikszene der 60er Jahre, der am ehesten Woody Guthries Nachfolger war und sein Vorbild unter anderem mit dem Song Bound for Glory (The Story of Woody Guthrie) ehrte. Zur Jahrtausendwende nahm Billy Bragg mit Wilco als Backingband bis dahin unvertonte Gedichte Guthries auf den Alben Mermaid Avenue und Mermaid Avenue Vol. II auf.

Zahlreiche Lieder Woody Guthries wurden von Harry Rowohlt und Hans-Eckardt Wenzel ins Deutsche übertragen. Sein Sohn Arlo Guthrie setzte das musikalische Erbe der Familie fort...

Auszeichnungen (Auswahl):
U.S. Department of the Interior’s Conservation Award (1966)
Benennung einer Station des Columbia-River-Elektrizitätsprojekts nach Guthrie (1966)
Posthum:
Songwriters Hall of Fame (1971)
Oscar für die beste Filmmusik, „Bound for Glory“ (1976)
Nashville Songwriters Hall of Fame (1977)
Lied für die Präsidentschaftskampagne von George Herbert Walker Bush (1986)
The Rock and Roll Hall of Fame and Museum (1988)
The Folk Alliance Lifetime Achievement Award (1996)
Grammy der National Academy of Recording Arts and Sciences (1999)
https://de.wikipedia.org/wiki/Woody_Guthrie

Liebe Grüße, Rika


 Antworten

 Beitrag melden
25.05.2017 09:25
avatar  Mioram
#2 RE: Woody Guthrie
avatar

Es ist jeder zu beneiden (wirklich!), der mit seiner Kunst etwas nachweisbares bewirken kann. Balladen schreiben, das muss verstanden werden. Als "gewerkschaftsnah" empfinde ich mich nicht unbedingt, wobei mir jedoch das "linke Spektrum" schon eher etwas liegt.
Woody Guthrie hatte, wie die meisten anderen seiner Künstler-Kollegen, ein bewegtes Leben, oh ja!
Mich berührt auch die Tatsache, dass er 1967, kurze Zeit nach meiner Heirat, verstorben ist.

Danke, Rika!

<<<<<<*** >>>>>> >>>>>>***<<<<<<

 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!