An Aus

Wie sind Euere Erfahrungen mit der Polizei?

04.08.2012 15:06
avatar  Rika
#1 RE: Wie sind Euere Erfahrungen mit der Polizei?
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Jeder hatte sicher schon mal mit der Polizei zu tun. Ich meine jetzt nicht weil er was verbrochen hat.
Entweder als Verkehrsteilnehmer oder weil er die Polizei um Hilfe rief, vielleicht auch weil er eine Straftat beobachtete.
Wie war Euere Erfahrung? Hattet Ihr das Gefühl die "Freunde und Helfer" kommen oder war es nicht so gut?
lg
Rika

Liebe Grüße, Rika


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04.08.2012 16:49
avatar  EhemaligesMitglied ( gelöscht )
#2 RE: Wie sind Euere Erfahrungen mit der Polizei?
Eh
EhemaligesMitglied ( gelöscht )


Früher, als die Polizisten noch "Freunde und Helfer" waren mochte ich die Polizisten eigentlich recht gerne. Sie waren zumeist nett, hilfsbereit und kompetent. Selbst in der Zeit des RAF - als die Polizei mit der Maschinenpistole schußbereit die verschärften Anti-Terror-Kontrollen sicherte - fühlte ich mich mit unserer Polizei gut aufgehoben.

Seit den 90er Jahren allerdings - in etwa in der Zeit, als der Spruch "Freund und Helfer" abgeschafft wurde - ließ aber die Bereitschaft der Polizei schwer nach. Man sieht die Polizei nur noch, wenn sie Radarfallen aufbaut.

Wenn man jetzt einen Unfall hat und die Polizei braucht - dann wird man erst nach dem finanziellen Schaden des Unfalls gefragt. Als ob man als Normalbürger die Höhe des Schadens einschätzen könnte! Seit etlichen Jahren braucht die Polizei nur noch zu kommen, wenn der Schaden ein paar tausend Euro überschreitet.
Das war früher anders. Als "Freund und Helfer" war die Polizei stets bereit einem Bürger zu helfen. Zudem kam früher die Polizei bei einem Unfall recht schnell. Heute kommt die Polizei (wenn überhaupt) erst nach Stunden.
Als Grund wird Unterbesetzung und Überbeschäftigung angegeben. Früher war alles einfacher. Ich erinner mich daran, daß bei Parkvergehen einem auch die Polizei geholfen hat. Heute sieht es da anders aus. Wenn ich einen Parkplatz miete (und damit auch bezahle) - und sich ein anderer Autofahrer auf meinen Parkplatz stellt - dann kommt die Polizei nicht mehr! Ich muß auf meine Kosten einen Abschleppdienst beauftragen - und die Kosten vor Gericht einklagen. Selbst dann kann ich noch Pech haben: Sollte der fremde Autofahrer einen wichtigen Termin durch das Abschleppen geplatzt sein muß ich die ausgefallenen Einnahmen ersetzen! Das muß man sich einmal vorstellen: Der fremde Autofahrer stiehlt mir meinen Parkplatz (Erschleichung von Leistungen - bzw. Diebstahl) und klagt seine ausgefallenen Einnahmen bei mir ein!

Eigentlich wäre die Polizei dazu verpflichtet, bei einer (wie es juristisch heißt) Erschleichung von Leistungen zu kommen: Wenn ein Fahrgast im Bus oder in der U-Bahn ohne zu bezahlen eine "Erschleichung von Leistungen" begeht kommt die Polizei sofort. Zu gut Deutsch: die Polizei kommt bei diversen kriminellen Tätigkeiten wegen Überbeschäftigung und Unterbesetzung einfach nicht.

Bei jedem anderen Beruf wäre das einfach nur eine Arbeitsverweigerung. Wenn ich in einem Restaurant als Koch arbeite kann ich auch nicht wegen Unterbesetzung einige Arbeiten auslassen und z.B. das Rumppsteak ohne Beilagen herausgeben. Als Sekretärin kann ich auch nicht das Diktat aufnehmen - aber die Stenoschrift nicht mehr in "Normalschrift" abtippen. Als Gärtner kann ich auch nicht wegen Unterbeschäftigung den Rasen mähen - aber das geschnittene Gras einfach liegen lassen.

Bei der Polizei habe ich bereits desöfteren gesehen, daß gewisse Verkehrsvergehen nicht geahndet werden. Während Raserei und Handy am Steuer gerne von der Polizei verfolgt werden - sind andere Bereiche einfach ungestraft. Nicht Blinken, Nebelschlußleuchte ohne vorhandenen Nebel anlassen und Fernlicht anlassen werden von der Polizei einfach nicht geahndet. Radfahrer, die verkehrt durch die Einbahnstraße fahren, über Rot eine Ampel überfahren werden nicht einmal angesprochen. Hier - direkt vor meiner Wohnung verläuft eine Kreisstraße, an der für viel Geld ein Rad- und Fußgängerweg gebaut wurde. Viele Radfahrer - vor allem Rennradfahrer fahren trotzdem einfach auf der Straße. Oft genug kommen ganze "Rudel" von Rennradfahrer, die sogar mit drei Mann nebeneinander fahren - trotz aufkommenden Autoverkehrs!
Das nicht Nutzen eines Radwegs wird von dem Gesetzgeber mit 50 Euro Strafe vorgesehen - von der Verkehrsgefährdung durch das Nebeneinander fahren abgesehen. - Aber selbst wenn einmal ein Polizeiwagen eine Streife fährt werden hier die Radfahrer nicht einmal angesprochen. Von einem Anhalten, einer Verwarnung - oder einer Strafe habe ich so lange ich hier wohne noch nicht einmal gesehen.

Nicht , daß Ihr mich mißversteht - ich habe eigentlich nichts gegen Polizisten - aber ich habe das Gefühl, daß Polizisten immer weniger unternehmen. Früher, als ich mich besser vertreten fühlte war ich sogar jamand, der stark hinter der Polizei stand. Das hat sich aber mit diesen Beispielen geändert.
Vor allem ist es mir in den späten 90er Jahren passiert, daß meinem Wagen eine Scheibe eingeworfen wurde. Ich erstattete Anzeige bei der Polizei. Ein paar Tage später bekam ich Post von der Staatsanwaltschaft: Der Vorgang wurde mangels öffentlichen Interesses eingestellt. (Klar, wenn Autofahrern die Scheiben eingeschlagen werden besteht kein öffentliches Interesse!). Zum selben Zeitpunkt wurde dem ehemaligen Minister Genscher ein Farbbeutel an die Hauswand geworfen - da reagierte der Staat ganz anders: Im öffentlichen Interesse wurde direkt eine Ringfahndung eingeleitet! Soweit alle deutschen Bürger sind gleich.

Wie Ihr Euch vorstellen könnt ist mit diesen Erfahrungen meine Ansicht der Polizei (,den Gerichten & Co) nicht mehr so positiv, wie in füheren Zeiten.
lg Kurt


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04.08.2012 17:19
avatar  Rika
#3 RE: Wie sind Euere Erfahrungen mit der Polizei?
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Also ich habe eigentlich gute Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Es ist höchstens vorgekommen, daß auf meinen Anruf wegen Ruhestörung erst mal abgewimmelt wurde. Dann muß man nur hartnäckig sein, es geht bei den Polizeidienststellen nach "Dringlichkeit". Wenn also gerade einige Unfälle aufgenommen werden müssen und gleichzeitig ein Einbruch oder Überfall hat das Vorrang vor Ruhestörung. Das sehe ich auch ein, die Polizisten sind unterbesetzt. Dafür können sie nichts, daran ist unser Staat schuld der nicht mehr Polizisten einstellt.
Bei uns hier in Fürth kommt die Polizei recht schnell. Die Polizisten sind auch sehr freundlich. Es liegt auch viel am Dienststellenleiter. Hier war das (und ist glaub ich noch) eine Frau. Die legte sehr viel Wert auf Bürgerfreundlichkeit. Es gibt in Fürth einen "Bürgerpolizisten". Den kann man jederzeit anrufen wenn man Fragen hat und auch wenn man ein Problem mit der Polizei hat, also was zu kritisieren hat. Ich habe einmal vor Jahren (hab ja schon mal in Fürth gewohnt) mit ihm gesprochen. Er erzählte mir das gleiche wie mein Nachbar, auch ein Polizist. Wenn die Polizei auf einen Anruf erst nach einer Stunde oder garnicht kommt können die Polizisten nichts dafür. Sie bekommen per Funk einen Auftrag dort oder da hin zu fahren wegen diesem oder jenem und dann fahren sie los. Sobald das erledigt ist melden sie es und sind frei für den nächsten Auftrag.
Die Dienststellen nehmen die Anrufe entgegen und geben sie an die Streifen weiter. Wenn nun (siehe oben) gerade ein schwerer Unfall und gleichzeitig Überfälle, Einbrüche und was weiß ich stattfanden geben sie kleinere Sachen erst mal garnicht durch. Wenn Menschenleben in Gefahr ist wie bei einem Unfall oder Überfall hat das immer Vorrang, das finde ich in Ordnung.
Es ist einiges nicht in Ordnung mit unserem Rechssystem und dem Polizistenmangel. Aber das muß man dem Staat vorwerfen, nicht dem einzelnen Polizisten. Der macht seinen Job. Natürlich gibt es wie in jeder Berufssparte auch unangenehme, unfreundliche Polizisten. Gerade bei sehr jungen Beamten gibt es oft eine maßlose Arroganz. Aber hier sind die Polizisten wirklich sehr nett und hilfsbereit.
Es kommt sicher auf die Dienststellenleiter an. Vielleicht sind die in Bonn besonders schlecht Kurt.
Klar, daß man nach Deinen Erlebnissen nicht besonders gut auf die Polizei zu sprechen ist. Aber man sollte wie überall versuchen kein Vorurteil daraus zu entwickeln. Die Polizisten sind auch Menschen, sie haben ihre Anweisungen und es gibt schwarze Schafe und weiße Schafe.

Ich habe wirklich bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Selbst beim Tierschutz hat die Polizei mit einem langen Bericht nach einem langen Gespräch mit mir versucht den Amtstierarzt wachzurütteln. Doch der hatte offensichtlich mehr Sympathie für die Tierquäler als für die Tiere.
Der Polizist, der sich so eingesetzt hatte, wurde seltsamerweise eine Woche später in eine andere Stadt versetzt! Was ihm sehr leid tat, er hätte weiter gemacht.
lg
Rika

Liebe Grüße, Rika


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04.08.2012 17:54
avatar  EhemaligesMitglied ( gelöscht )
#4 RE: Wie sind Euere Erfahrungen mit der Polizei?
Eh
EhemaligesMitglied ( gelöscht )


Es ist mir schon klar, daß es Abstufungen in der Dringlichkeit gibt. Aber es macht halt keinen guten Eindruck, wenn ein Polizeiwagen ohne Einsatzdringlichkeit (Kein Blaulicht, kein Martinshorn) an gewissen Vergehen wortlos vobei fährt, ohne einzuschreiten. In meinen Augen sind alle Vorschriften und alle Gesetze gleich. Natürlich ist eine Geiselnahme von der Dringlichkeit wesentlich höher einzustufen, als ein Falschparker.
:twinkle"
Aber wenn die Polizei sieht, daß mehrere Radfahrer den extra gebauten Radweg nicht nutzen - und so den Verkehr gefährden - dann sollte die Polizei auch angemessen einschreiten und die dafür vorgesehenen 50 Euro kassieren. Einen Autofahrer, der anstatt 70 km/h 120 km/h fährt erlassen die Polizisten ja auch nicht die dafür vorgesehene Strafe. Man kann nicht erwarten, daß die Polizei Straftaten oder Verkehrsvergehen einmal ahndet - und bei anderen Verkehrsvergehen nichts unternimmt.

Natürlich sind vor allem die Vorgesetzten für diese unterschiedlichen Vorgehensweisen verantwortlich. Diese Vorgesetzten geben nun einmal die Vorlagen, daß Raser und Handynutzer am Steuer verstärkt verfolgt werden sollen. Andererseits ist der einfache Polizist durch die Gesetze dazu verpflichtet, jedes Gesetz und jede Vorschrift zu beachten und nicht nur einige ausgewählte Vorschriften bzw. Gesetze. Das heißt, daß ein Polizeiwagen ohne Einsatz einen Autofahrer, der ohne zu Blinken abbiegt auf seinen Fehler hinweisen muß. Ob er ein "Ticket" ausfüllt - oder ob er es mit einer mündlichen Verwarnung belassen kann liegt in seinem Ermessen. Aber er kann nicht so tun, als habe er es nicht gesehen. Eine Polizeistreife, die nur durch die Gegend fährt - und nichts unternimmt ist nichts anderes als eine Steuerverschwendung (... und von den Polizisten eine Arbeitsverweigerung). Da kann man sich die Streife auch gleich ganz sparen - und nur noch auf Anforderung ausrücken.
lg Kurt


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04.08.2012 18:09
avatar  Rika
#5 RE: Wie sind Euere Erfahrungen mit der Polizei?
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Ich verstehe Deine Ansicht vollkommen Kurt. :twinkle"
Aber es kommt kaum vor, daß eine Streife einfach nur spazieren fährt. Also hier bei uns nicht. Auch wenn kein Blaulicht und Martinshorn im Einsatz ist haben sie immer gerade einen Auftrag von der Leitstelle erhalten und sind auf dem Weg dorthin. Machen sie einen Zwischenstop wegen Fahrrädern auf dem falschen Weg oder was auch immer sind sie verpflichtet das zu melden. Sie müssen für jeden Einsatz Rechenschaft ablegen. Ich möchte nicht wissen was der Dienststellenleiter mit diesen Polizisten macht wenn sie ihren befohlenen Einsatz einfach verschieben weil sie gerade was sehen, wo sie eingreifen wollen.
Es ist für die Beamten nicht einfach, auch für Dienststellenleiter nicht mit zu wenig Beamten.
Und wenn sie danach fragen ob und wie viel finanzieller Verslust durch eine Straftat entstanden ist richten sie sich ja auch nur an unsere saumäßige Rechtsprechung, nicht nach ihrer eigenen Ansicht. Mir erzählte der Polizist damals ein Beamter weiß genau, welche Strafanzeige vor den Richter kommt und welche vom Staatsanwalt einfach fallen gelassen wird. Eben "wegen mangelnden finanziellen Verlust" zum Beispiel. Wenn es zur Strafanzeige kommt sitzen die Polizisten in der Dienststelle und müssen diese schriftlich verfassen. Würden sie nun Fälle, von denen sie genau wissen daß sie vom Staatsanwalt praktisch in den Papierkorb geworfen werden, stellen würden noch weniger Beamte für die Einsätze zur Verfügung stehen. Während sie sinnlose Strafanzeigen schreiben werden Bürger belästigt, wird eingebrochen, gibt es Unfälle und es gibt Anrufe wegen Ruhestörungen, die dann garnicht mehr angenommen würden.
Sicher ist es für uns Bürger nicht in Ordnung wenn die Polizei wo nicht eingreift.
Aber die Polizei ist nicht schuld dran finde ich. Es ist unsere Regierung (zu wenig Polizisten) und es ist vor allem unsere miserable Rechtsprechung. Dazu kommt eine verheerend schlechte Bezahlung der Polizisten.
Ich möchte kein Polizist sein.
Insgesamt gesehen gebe ich Dir völlig Recht Kurt. Aber ich halte die Polizei nicht für die Schuldigen. :twinkle"

Liebe Grüße, Rika


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