Nazareth
Nazareth ist eine im Jahr 1968 gegründete britische Hard-Rock-Band aus Dunfermline, Schottland. Gemeinsam mit anderen Bands der ersten Hardrock-Generation wie z. B. Led Zeppelin, Deep Purple, Uriah Heep und Black Sabbath war die Gruppe maßgeblich an der Prägung des Hard Rock beteiligt und legte auch einen Grundstein für den Jahre später aufkommenden Heavy Metal. Ihre größten Erfolge feierten Nazareth in den 1970er-Jahren mit den Alben Razamanaz (1973), Loud ’n’ Proud (1973) sowie Hair of the Dog (1975) inkl. der Hit-Single “Love Hurts”. Mit knapp 60 Millionen verkaufter Alben weltweit sind sie neben Simple Minds die international bekannteste schottische Musikgruppe.
Im Jahr 1961 gründete Pete Agnew in seiner Heimatstadt Dunfermline die Band The Shadettes, eine Blues/Soul und Rock ’n’ Roll Cover-Band, die hauptsächlich in Pubs und kleineren Clubs aufspielte. Er war zunächst der Lead-Sänger und Rhythmus-Gitarrist der Gruppe und wechselte erst Ende der 1960er-Jahre an den Bass. 1963 kam Darrell Sweet als neuer Schlagzeuger hinzu und als im Jahr 1965 Des Haldane, der zweite Lead-Sänger und Rhythmus-Gitarrist, die Band kurz vor einem Konzert verließ, sprang unverhofft Dan McCafferty, der damals noch als Roadie für The Shadettes tätig war, als neuer Sänger ein.
“I was the band’s roadie. When one of their singers decided he was leaving on the day of a gig, the boys decided to give me a try. They’d heard me singing in the van. But it was a case of straight in, and with no rehearsal. The yellow suit of Des [Haldane], the guy who’d left, almost fitted me.” (Dan McCafferty)
Seit dem Einstieg von Manny Charlton als Gitarrist im Jahr 1968 tourten The Shadettes dann in der klassischen 4er-Besetzung mit Dan McCafferty (Gesang), Manny Charlton (Gitarre), Pete Agnew (Bass) und Darrell Sweet (Schlagzeug), dem späteren Line-up von Nazareth. Auf Initiative von Charlton wurden nun vermehrt eigene Songs komponiert und in die Setlist eingebunden. Dank intensiver Konzerttätigkeit und regelmäßigen TV-Auftritten gewann die ambitionierte Band zunehmend an Popularität.
Die Namensänderung von The Shadettes zu Nazareth erfolgte Ende 1970. Das Quartett saß zu diesem Zeitpunkt in einer lokalen Hotelbar und unterhielt sich über mögliche Bandnamen, als zufällig der Song “The Weight” von The Band mit der Textzeile “I pulled into Nazareth, was feelin' about half past dead” abgespielt wurde. Pete Agnew schlug daraufhin spontan “Nazareth” als neuen Bandnamen vor, welchem alle zustimmten.
Ihren ersten Plattenvertrag erhielten Nazareth vom britischen Label Pegasus Records. Mit finanzieller Unterstützung von Bill Fehilly, der die junge Band damals managte, wagte man am 1. Juli 1971 schließlich auch den Sprung ins Profilager und so kündigte man die sicheren Jobs in der Heimat und übersiedelte in eine Gemeinschaftswohnung nach London. Noch im selben Jahr erschien das vielbeachtete Debütalbum unter eigenem Namen.
“We decided we’d give it a year. If it didn’t work out, then we could all just go back to work. And it’s something we do to this very day – every first of July, either Pete or I rings the other and says: ‘D’ya fancy giving it another twelve months?’.” (Dan McCafferty)
Der Durchbruch gelang Nazareth im Jahr 1973 mit dem Album Razamanaz, internationale Erfolge stellten sich mit Hair of the Dog (1975) ein.
Die Alben Nazareth und Exercises
Nazareth tourten zunächst zwei Jahre durch Europa. 1971 wurde das erste Album Nazareth veröffentlicht, ein Rockalbum mit popmusikalischen Einflüssen. Der Einführungstitel Witchdoctor Woman ist ein Hardrock-Stück, ebenso die Halbballade Red Light Lady über die verbotene Beziehung eines Stammfreiers zu seiner Hure. Fat Man erinnert mit tief gestimmter Gitarre an Black Sabbath und beschreibt mit ironischem Unterton das tragische Leben eines übergewichtigen Menschen, der gemieden und verspottet wird. Die langsame Ballade The King Is Dead beschließt das Album. Arrangiert ohne Schlagzeug, aber mit Streichern, Synthesizer und mehrstimmigem Chorgesang nimmt dieses Stück bis heute eine Ausnahmestellung im Werk der Gruppe ein. Als Singles wurden mit mäßigem Erfolg Morning Dew und Dear John ausgekoppelt.
Die Gruppe arbeitete kontinuierlich weiter und veröffentlichte 1972 Exercises. Auch dieses zweite Album ist von stilistischer Vielfalt und Suche nach einer musikalischen Identität geprägt und vereint Einflüsse aus Rock-, Country- und Folkmusik. Akustikgitarren kommen ebenso zum Einsatz wie Streichinstrumente und Synthesizer. Insbesondere die einleitende Rock-Ballade I Will Not Be Led wird von einem komplexen Streicherarrangement dominiert.
Erste Gelegenheiten, das neue Repertoire auf Konzerten außerhalb Schottlands zu präsentieren, fand die Gruppe im Vorprogramm von Atomic Rooster und Rory Gallagher. Diese frühen Auftritte fanden beim Konzertpublikum wenig Zuspruch. Während der Tour als Vorgruppe von Rory Gallagher kam es sogar zu Auseinandersetzungen mit dessen Anhängern, wie Bassist Pete Agnew im Juni 2004 rückblickend erzählte.[6] Als wegen Erfolglosigkeit bereits die Kündigung des Plattenvertrages drohte, nutzte die Gruppe eine letzte von der Plattenfirma eingeräumte Chance und überzeugte Publikum und Kritiker auf einer Tour als Support für Deep Purple. Deren Bassist Roger Glover verließ Deep Purple nach der Tournee vorübergehend, um als Musikproduzent zu arbeiten und bot, beeindruckt von den Bühnenauftritten der Gruppe, Nazareth seine Unterstützung an.
Das Album Razamanaz
Der kommerzielle Durchbruch gelang Nazareth mit dem von Roger Glover produzierten, im Mai 1973 veröffentlichten Album Razamanaz, mit dem die Gruppe ihren eigenen Stil in einer Symbiose aus Heavy Rock, Rock ’n’ Roll und Blues definierte. Die Musik wurde nun geprägt von den klassischen Rockinstrumenten E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug sowie von der heiseren, häufig kreischenden Stimme von Sänger Dan McCafferty, der während Auftritten regelmäßig auf der Bühne viel Alkohol konsumierte. Erscheinungsbild und Attitüde der Gruppe beschrieben sie als draufgängerische, trinkfeste, lebenslustige Schotten aus der Arbeiterklasse. Roger Glover hatte den harten Rock des Albums roh, direkt und treibend produziert, gleichzeitig eingängigen Gitarrenriffs und virtuosen Gitarrenmelodien viel Raum gelassen und Nazareth so stilistisch in die Nähe von Deep Purple und Led Zeppelin gerückt. Die Musikkritik stellte vor allem eine Nähe zu Deep Purple und deren seinerzeit aktuellen Veröffentlichungen In Rock (1970) und Machine Head (1972) fest. Beispielsweise gilt das gleichnamige Titellied des Albums Razamanaz als Variation des Deep-Purple-Klassikers Speed King vom Album In Rock.
Broken Down Angel, die erste Single des Albums Razamanaz, stieg 1973 bis auf Platz 9 in den britischen Verkaufscharts und wurde damit der erste Top-Ten-Erfolg der Gruppe. Das gelang auch der zweiten Single Bad Bad Boy, die Platz 10 erreichte.
Die Alben Loud ’n’ Proud und Rampant
Später im selben Jahr kam das zweite von Roger Glover produzierte Album Loud ’n’ Proud in die Läden. Es enthielt eine Coverversion von Joni Mitchells This Flight Tonight, die sich zum internationalen Charthit entwickelte und in Deutschland Platz 1 der Hitparade erreichte. Das Material war anders produziert als Razamanaz, musikalisch war es jedoch die genaue Fortsetzung. Nazareth beeindruckte beim Eröffnungstitel Go Down Fighting mit einer für diese Zeit sehr hohen spielerischen Geschwindigkeit. 1974 erschien Rampant, ebenfalls von Roger Glover produziert. Der Eröffnungstitel des Albums war ein episch langer Pre-Heavy-Metal-Titel mit dem Titel Silver Dollar Forger. Es fanden sich eine ganze Reihe von Titeln zwischen Heavy Rock und Blues sowie die beiden Balladen Loved and Lost und Sunshine. Als Single wurde die Rock-’n’-Roll-Nummer Shanghai’d in Shanghai ausgekoppelt. Sie blieb, was die Verkäufe angeht, hinter dem Vorgänger This Flight Tonight zurück, der noch weit bis 1974 hinein die Charts dominierte. Beendet wurde das Album durch das Yardbirds-Cover Shapes of Things.
Das Album Hair of the Dog
1975 entschied sich Gitarrist Manny Charlton, den Platz des Produzenten einzunehmen und blieb dies auch für die nächsten fünf Alben. Das erste Resultat war das Album Hair of the Dog, das erfolgreichste Album der Gruppe in den USA. Der ursprünglich geplante Titel Son of a Bitch war der Plattenfirma zu heikel, weshalb das Album in Hair of the Dog umbenannt wurde. Die beanstandete Zeile blieb nur noch im Refrain des Titelliedes enthalten. Das Album wurde zu einem der ersten Referenzalben für den Jahre später aufkommenden Heavy Metal. Das lag nicht nur am Titeltrack, der bis heute von Metal-Gruppen nachgespielt wird, sondern auch an Miss Misery, Changin’ Times und Beggar’s Day, das von Nils Lofgren übernommen wurde. Changin’ Times war mit seiner Struktur so etwas wie ein neuer Black Dog, fiel insgesamt jedoch noch eine Spur aggressiver aus als der vier Jahre ältere Titel von Led Zeppelin. Die auf dem Album ebenfalls enthaltene Ballade Guilty wurde auf der USA-Version des Albums durch die Ballade Love Hurts ersetzt, eine Coverversion eines Stücks der Everly Brothers aus dem Jahr 1960, die in Europa ausschließlich als Single veröffentlicht wurde. Diese führte monatelang die Charts an und wurde der bis heute größte Erfolg für die Band. In Norwegen ist sie mit 61 Wochen in den Charts und 14 Wochen auf Platz 1 die erfolgreichste Single aller Zeiten…….
Welchen Einfluss die Gruppe auf spätere Hard-Rock- und Heavy-Metal-Gruppen ausgeübt hat, belegen zahlreiche Wiederauflagen, allen voran wird der Titel Hair of the Dog vom gleichnamigen Album oft nachgespielt. Der Gitarrist Slash von Guns N’ Roses bekannte sich zu ihrem Einfluss, ebenso wie Michael Monroe von Hanoi Rocks. Guns N’ Roses nahmen 1993 eine Version von Hair of the Dog für ihr Album Spaghetti Incident auf, und Michael Monroe coverte während seiner Solokarriere Not Faking It. Des Weiteren haben sich auch schon Warrant und Stonerider des Songs Hair of the Dog angenommen. Metallica spielte beim Bridge-School-Benefit-Konzert in San Francisco am 30. Oktober 2007 ein Akustikset und gaben dabei den epischen Nazareth-Titel Please Don’t Judas Me zum Besten. Paul Speckmann und seine Death-Metal-Band Master lieferten vor einigen Jahren eine Neufassung von Miss Misery.
An der Ballade Dream On versuchten sich Interpreten außerhalb der harten Rock-Szene wie etwa Jeanette Biedermann oder Karel Gott, der eine Version in tschechischer Sprache aufnahm.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nazareth_(Band)
Gerade eben erst erfahren und ich bin richtig traurig!
Nazareth ist eine meiner Lieblingsbands aus den 70er gewesen und ich höre mir auch heute immer noch gerne ihre Platten an. Hatte er doch auch eine sehr markante Stimme, die einfach gut zu dieser Rockmusik passte.
Sehr bekannt und in Rockdiscos lief immer die hervorragende Version von "Morning Dew"
R.I.P. Dan McCafferty
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